Haidach Pforzheim 2013 - Plattenbau Wohngebiet

Haidach Geschichte – Stadtviertel in Buckenberg mit bewegter Nachkriegsgeschichte

Die Geschichte des Haidach, eines Stadtviertels im Pforzheimer Stadtteil Buckenberg. Spiegelbild der deutschen Nachkriegsgeschichte und der Spätaussiedlerbewegung. Von der Satellitensiedlung der 1960er Jahre bis zur heutigen Integration.

Haidach

Der Haidach ist ein Stadtviertel im Pforzheimer Stadtteil Buckenberg, das in vielerlei Hinsicht ein Spiegelbild der deutschen Nachkriegsgeschichte und der Spätaussiedlerbewegung darstellt.

Er entstand Ende der 1960er-Jahre als moderne Satellitensiedlung auf der grünen Wiese, um den akuten Wohnraummangel nach der Zerstörung Pforzheims im Zweiten Weltkrieg zu lindern. Heute leben im Haidach rund 8.500 Menschen, und das Viertel hat sich zu einem Ort der Integration und des Zusammenlebens entwickelt.

Entstehung und Planung

Satellitensiedlung der 1960er Jahre

Er entstand Ende der 1960er-Jahre als moderne Satellitensiedlung auf der grünen Wiese, um den akuten Wohnraummangel nach der Zerstörung Pforzheims im Zweiten Weltkrieg zu lindern. Die Planer wollten ein familienfreundliches Wohngebiet im Grünen schaffen – gedacht vor allem für die gehobene Mittelschicht.

Diese Planung spiegelt die städtebaulichen Ideale der Nachkriegszeit wider und zeigt das Bestreben, moderne, funktionale Wohngebiete außerhalb der zerstörten Innenstadt zu schaffen.

Historische Entwicklung

Wandel zur Spätaussiedler-Siedlung

Schon bald wandelte sich die ursprüngliche Zielgruppe: In den 1980er-Jahren wurde der Haidach zum Zentrum der Spätaussiedler, vor allem von Russlanddeutschen aus der ehemaligen Sowjetunion. Innerhalb kurzer Zeit siedelten sich dort mehrere tausend Menschen an, was zu einer einzigartigen demografischen Konzentration führte.

Diese Entwicklung veränderte das Gesicht des Viertels grundlegend und prägt es bis heute.

Soziale Herausforderungen

Die Aussiedler kamen mit hohen Erwartungen nach Deutschland, stießen jedoch auf Wohnungsnot, Sprachbarrieren und soziale Spannungen. Es kam zu Jugendgewalt, Konflikten und Abgrenzung zwischen „Einheimischen" und Neubürgern. Einige Gruppen, etwa pfingstlerische Freikirchen, lebten bewusst abgeschottet.

Diese Herausforderungen zeigen die Komplexität der Integration und die Notwendigkeit sozialer Unterstützung für Zuwanderer.

Komplexe soziale Dynamik

Die soziale Dynamik war komplex: Während Einheimische teilweise Neid auf den wirtschaftlichen Aufstieg der Zuwanderer empfanden („Nach vier Wochen Fernseher, nach vier Monaten Daimler, nach vier Jahren Häusle"), fühlten sich viele Aussiedler nicht akzeptiert und zogen sich in ihre Gemeinschaften zurück.

Diese Spannungen prägten das Viertel über viele Jahre und zeigen die Herausforderungen der Integration in einer sich wandelnden Gesellschaft.

Politische Auswirkungen

Diese Polarisierung spiegelte sich auch in der Kommunalpolitik wider – Haidach galt zeitweise als Hochburg rechtspopulistischer Parteien. Diese Entwicklung zeigt, wie soziale Spannungen politische Auswirkungen haben können.

Wandel und Gegenwart

Stabilisierung und Integration

Seit den 2000er-Jahren hat sich die Situation deutlich stabilisiert. Viele Familien sind sozial und wirtschaftlich integriert, ihre Kinder und Enkel prägen heute das Viertel. Gleichzeitig bestehen weiterhin Integrations- und Bildungsherausforderungen, insbesondere durch neue Zuwanderungswellen.

Diese positive Entwicklung zeigt, dass Integration Zeit braucht, aber möglich ist, wenn die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Heutige Infrastruktur

Heute leben im Haidach rund 8.500 Menschen. Es gibt eine gut ausgebaute soziale Infrastruktur mit Schulen, einem Bürgerhaus mit Stadtbibliothek, aktiven Vereinen und kulturellen Initiativen, die das Zusammenleben fördern. Diese Einrichtungen sind wichtige Bausteine für die Integration und das Gemeinschaftsleben im Viertel.

Historische Orte

Radrennbahn Haidach

Auf dem Gelände des heutigen Viertels befand sich früher eine Radrennbahn, die 1929 als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme in der Weltwirtschaftskrise gebaut wurde. Sie war bis 1961 in Betrieb und diente bekannten Sportlern wie Rudi Altig als Wettkampfstätte.

Das Areal ist heute unter Naturschutz gestellt und erinnert an die sportliche Vergangenheit des Gebiets. Die Radrennbahn war ein wichtiger Ort für den Radsport in der Region und zeigt die Verbindung zwischen Sport und Stadtentwicklung.

Haidach Skyline von Wallberg (2013)

Panoramablick auf das Haidach-Viertel mit der charakteristischen Hochhauslandschaft

Haidach Skyline von Wallberg 2013 - Panoramablick auf das Haidach-Viertel

Panoramablick auf Haidach

Diese Aufnahme aus dem Jahr 2013 zeigt die charakteristische Skyline des Haidach-Viertels vom Wallberg aus. Die dichte Hochhauslandschaft mit den typischen Plattenbauten prägt das Bild des Stadtviertels. Ganz rechts im Bild sind Wohnhäuser im Tiergarten-Gebiet zu erkennen, während sich ganz links im Hintergrund die Gemeinde Wurmberg erstreckt. Das Bild dokumentiert die städtebauliche Entwicklung und die Lage des Haidach-Viertels im Pforzheimer Stadtgebiet.

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