Hohenwart Geschichte – Höchstgelegener Stadtteil Pforzheims im Nordschwarzwald
Die Geschichte des höchstgelegenen Pforzheimer Stadtteils Hohenwart reicht über 900 Jahre zurück. Von der ersten Besiedlung über Herrschaftswechsel, Kriege, Auswanderung bis zum modernen Stadtteil mit 1.800 Einwohnern. Eingemeindung 1972.
Inhaltsverzeichnis
Hohenwart
Hohenwart, der höchstgelegene Stadtteil Pforzheims im Nordschwarzwald, kann auf eine über 900-jährige Geschichte zurückblicken, die von Besiedlung, Herrschaftswechseln, Kriegen, religiösen Traditionen, Auswanderung und Modernisierung geprägt ist.
Heute präsentiert sich Hohenwart als lebendiger Stadtteil mit eigener Grundschule, Dorfladen, Ortschaftsrat und dem Hohenwart Forum als kulturellem und spirituellem Zentrum. Rund 1.800 Menschen leben heute in dem Ort, der 1972 nach Pforzheim eingemeindet wurde.
Frühe Besiedlung und Mittelalter
Erste Besiedlung
Zwischen 850 und 1000 n. Chr. begann die Besiedlung der Hochlagen im Schwarzwald. Hohenwart wurde erstmals 1130 in einer Steuerliste des Klosters Hirsau erwähnt, an das der Ort vom Pfalzgrafen von Tübingen überging.
Klosterherrschaft
Um 1433 besaß das Kloster dort einen Hof und 24 Huben (landwirtschaftliche Einheiten), die von Bauern bewirtschaftet wurden. Teile des Dorfs gehörten bereits vor 1431 zur Markgrafschaft Baden.
Blutiger Konflikt 1450
Im 15. Jahrhundert kam es zu einem blutigen Konflikt: Der Hohenwarter Schultheiß wurde 1450 von Söldnern erschlagen, was einen kurzen Krieg zwischen Markgraf Jakob I. und dem schwäbischen Städtebund auslöste.
Herrschaftszeit der Gemminger und Kriege
Herrschaft der Gemminger
Ab 1457 gehörte Hohenwart zum Herrschaftsgebiet der Freiherren von Gemmingen, bis dieses 1806 mit dem Reichsdeputationshauptschluss an das Großherzogtum Baden fiel. Während der Reformation blieb das Biet katholisch.
Dreißigjähriger Krieg
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Hohenwart nahezu entvölkert; am Ende lebten nur noch etwa 20 bis 30 Menschen dort. Später siedelten sich Zuwanderer aus Tirol an. 1689 blieb der Ort von den Zerstörungen des Pfälzischen Erbfolgekriegs verschont.
Diese dramatische Entvölkerung zeigt die verheerenden Auswirkungen des Dreißigjährigen Kriegs auf die ländlichen Gemeinden.
Wallfahrt
Aus Dankbarkeit entstand eine Wallfahrt zum „kreuztragenden Heiland", die bis heute bekannt ist.
Auswanderung und wirtschaftlicher Wandel
Massenauswanderung
Zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert führten schlechte Böden und Hungersnöte, insbesondere durch die Kartoffelfäule ab 1845, zu massiver Armut. Viele Bewohner wanderten nach Ungarn, Galizien oder in die USA aus – allein 1852 verließ etwa ein Drittel der Bevölkerung den Ort.
Diese Massenauswanderung zeigt die dramatischen wirtschaftlichen Verhältnisse, die viele Menschen zur Emigration zwangen.
Industrialisierung
Erst mit der Industrialisierung und Arbeitsmöglichkeiten in der Pforzheimer Schmuckindustrie ab 1860 verbesserte sich die wirtschaftliche Lage langsam.
Infrastruktur und Neuzeit
Infrastruktur
Um 1900 wurde Hohenwart an die Wasserleitung des Würmtals angeschlossen, zwischen 1908 und 1912 entstand ein modernes Kanalnetz.
Weltkriege und Nachkriegszeit
In beiden Weltkriegen hatte der Ort Gefallene zu beklagen; 1945 besetzten französische Truppen das Dorf. Nach Kriegsende zogen über 100 Heimatvertriebene aus Osteuropa zu, was die Einwohnerzahl stark anwachsen ließ. Der Wiederaufbau und die Wohnungsnot führten nach der Währungsreform 1948 zu einer regen Bautätigkeit.
Die Integration der Heimatvertriebenen war ein wichtiger Schritt für die Entwicklung des Ortes in der Nachkriegszeit.
Eingemeindung und Gegenwart
Eingemeindung 1972
Am 1. April 1972 wurde Hohenwart nach Pforzheim eingemeindet, nachdem 87 % der Bürger in einer Abstimmung dafür gestimmt hatten. Damals lebten 804 Einwohner im Ort, heute rund 1.800.
Aussichtsturm "Hohe Warte"
Das markanteste Wahrzeichen ist der 2002 errichtete Aussichtsturm „Hohe Warte", von dem aus man weit über den Nordschwarzwald blicken kann.
Heutige Infrastruktur
Heute präsentiert sich Hohenwart als lebendiger Stadtteil mit eigener Grundschule, Dorfladen, Ortschaftsrat und dem Hohenwart Forum als kulturellem und spirituellem Zentrum.
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