Geplantes Wohngebiet In der Grimmig – 3,75 Hektar im Stadtteil Brötzingen
Das Plangebiet In der Grimmig liegt am nördlichen Ortsrand von Brötzingen in südwestexponierter Hanglage. Es bildet zusammen mit den angrenzenden Flächen Schelmenäcker und Wohnen unterm Wallberg einen zusammenhängenden Suchkorridor für neue Wohnbauflächen.
In der Grimmig
Das Plangebiet "In der Grimmig" liegt am nördlichen Ortsrand von Brötzingen in südwestexponierter Hanglage. Es bildet zusammen mit den angrenzenden Flächen "Schelmenäcker" und "Wohnen unterm Wallberg" einen zusammenhängenden Suchkorridor für neue Wohnbauflächen zur Bedarfsdeckung.
Lage und aktuelle Nutzung
Das Plangebiet liegt am nördlichen Ortsrand von Brötzingen, in südwestexponierter Hanglage zwischen der Ersinger Straße im Osten und der Dietlinger Straße (L 562) im Westen. Die Struktur ist kleinteilig und geprägt durch gehölzreiche Kleingärten, Streuobstbestände, vereinzelte Wohnhäuser und Grünflächen. Im Süden und Südwesten befinden sich bestehende Wohngebiete mit Mehrfamilien- und Geschosswohnungsbau, im Norden und Osten Kleingärten, Gehölze und einzelne Wohnhäuser, im Westen Anschluss an Wohnbebauung und Landesstraße. Die Topografie weist eine ausgeprägte Hanglage auf, die teilweise schwer zugänglich ist. Das Gebiet bildet zusammen mit den angrenzenden Flächen 021 (Schelmenäcker) und 023 (Wohnen unterm Wallberg) einen zusammenhängenden Suchkorridor für neue Wohnbauflächen.
Geplante Nutzung und Ziel
Ziel ist die Schaffung neuer Wohnbauflächen zur Bedarfsdeckung und eine städtebauliche Einbindung bestehender Wohninseln in den Brötzinger Siedlungskörper. Die Planung soll vorhandene Wohngebäude integrieren, Kleingärten ordnen, eine innere Erschließung schaffen und die Verbindung zum Stadtteilzentrum verbessern.
Rahmenbedingungen und Restriktionen
Der nordwestliche Teil liegt im Regionalen Grünzug, was ein Zielabweichungsverfahren erfordert. Die starke Hanglage erschwert die Erschließung und erhöht die Baukosten. Bestehende und genutzte Kleingartenparzellen mit hoher lokaler Nachfrage erzeugen eine soziale Konfliktlage, die beachtet werden muss. Die Nähe zur Dietlinger Straße (L 562) führt zu einer Lärmbelastung mit Überschreitung der Orientierungswerte um mehr als 5 dB(A). Ein Unfall oder Störfall in der Ersinger Straße 67 erfordert eine Prüfung der Entsorgungsrelevanz. Das Gebiet liegt im Einzugsbereich des Malschbachs mit hoher Gefährdung bei Starkregen, wie die Stadtentwässerung 2017 festgestellt hat.
Umwelt- und Artenschutz
Das Plangebiet weist hohe Strukturvielfalt auf und ist ökologisch wertvoll. Die Biotoptypen setzen sich zusammen aus 20 Prozent Hecken, 10 Prozent Streuobst, 65 Prozent Kleingärten sowie 5 Prozent Grünflächen und vereinzelten Bauten. Das Gebiet ist Bestandteil des landesweiten Biotopverbunds Baden-Württemberg. Potenziell geschützte Strukturen umfassen einen Streuobstbestand von etwa 1.600 m² nach § 33a NatSchG und Feldhecken im nordwestlichen Bereich mit möglicher Einstufung als geschütztes Biotop. Potenziell betroffen sind Vögel, Fledermäuse und Reptilien, wofür Vermeidungs- und CEF-Maßnahmen wie Ersatzpflanzungen, Habitatstrukturen und Umsiedlungen erforderlich sind. Das Gebiet liegt in einer Kaltluftleitbahn und hat eine hohe bioklimatische Ausgleichsfunktion mit wichtiger Durchlüftung für Brötzingen.
Bewertung der Umweltwirkungen
| Umweltaspekt | Einschätzung | Begründung |
|---|---|---|
| Tiere / Pflanzen / Lebensräume | 🟠 mittel | Verlust strukturreicher Kleingärten und Streuobstbestände |
| Boden / Fläche | 🟠 mittel | Verlust natürlicher Bodenfunktionen durch Hangmodellierungen |
| Klima / Luft | 🔴 hoch | Kaltluftleitbahn mit hoher bioklimatischer Bedeutung |
| Landschaftsbild | 🔴 hoch | Hanglage mit Fernsicht, Veränderung des Landschaftseindrucks |
| Lärm / Mensch | 🟠 mittel | Überschreitung der Orientierungswerte durch Landesstraße |
| Wasser / Starkregen | 🟠 mittel | Hohe Gefährdungspotenziale im Einzugsgebiet des Malschbachs |
| Altlasten / Bodenverunreinigung | 🟠 mittel | Eintrag im Bodenschutzkataster (Ersinger Str. 67) |
| Mensch / Erholung | 🟠 mittel | Teil eines Naherholungsgebiets, eingeschränkter Zugang |
| Kultur / Sachgüter | 🟢 gering | Keine bekannten Denkmale |
Empfohlene Maßnahmen
Erforderlich sind ein Zielabweichungsverfahren zum Regionalen Grünzug, ein Lärmgutachten für die Landesstraße L 562, eine Artenschutzprüfung und gegebenenfalls CEF- und Umsiedlungsmaßnahmen, der Erhalt geschützter Streuobst- und Heckenstrukturen, ein Klimagutachten zur Sicherung der Kaltluftleitbahn, ein Starkregenvorsorgekonzept für den Rückhalt von Oberflächenwasser, eine Reduzierung der Abgrenzung im Norden und Westen zur Minimierung von Eingriffen sowie Durchgrünung und Eingrünung zur freien Landschaft.
Gesamtbewertung der Eignung
Ohne Maßnahmen wird die Fläche als bedingt geeignet (III) eingestuft. Mit Maßnahmen kann sie als überwiegend geeignet (II) bewertet werden.
Fazit
Die Prüffläche "In der Grimmig" ist ein landschaftlich sensibler, strukturreicher Hangbereich am Rand von Brötzingen. Sie bietet städtebauliches Potenzial zur Arrondierung des Siedlungsgebiets, geht jedoch mit hohen Umwelt- und Klimakonflikten einher. Betroffen sind der Regionale Grünzug, lokale Kaltluftströme, Lärmbelastung durch die Landesstraße und Starkregenrisiken im Einzugsbereich des Malschbachs. Mit konsequenter Flächenreduktion, Artenschutz- und Klimaschutzmaßnahmen kann das Gebiet überwiegend geeignet (II) entwickelt werden, ohne diese bleibt es nur bedingt geeignet (III).
Quellen und Literatur
Nachbarschaftsverband Pforzheim – Umweltprüfung zum FNP 2035, Steckbrief 022 "In der Grimmig", Stand 04.01.2022